Kannst du dich noch erinnern, was eine der ersten Stationen war?
Wir starteten damals im chirurgischen Ambulatorium und in der Dermatologie, den ersten Abteilungen, die die App nutzten und damit echte Pionierarbeit in unserem Haus leisteten.
Schon bald sprach sich die „total hilfreiche“ App durch persönliche Empfehlungen und den internen Austausch im gesamten Spital, auch standortübergreifend, herum. Immer mehr Abteilungen erkannten Einsatzmöglichkeiten und wollten imitoCam testen und einführen.
Nach und nach statteten wir so weitere Bereiche aus, darunter Handchirurgie, Ergotherapie, Pädiatrie, Intensiv- und Notfallstation, den Operationsbereich, die Psychiatrie sowie verschiedene medizinische Stationen wie Neurologie, Onkologie, Palliativmedizin und das Zentrum für Schmerzmedizin. Die Liste ist vermutlich nicht abschliessend. Selbst nachdem ich das Projekt an meine Nachfolgerin übergeben durfte, wurden noch weitere Abteilungen, wie etwa die gesamte Frauenklinik, mit der App ausgerüstet.
Und der Kernnutzen war die schnelle Fotoaufnahme und Archivierung?
Genau, die schnelle und einfache Archivierung. Ich habe auch von Usern das Feedback erhalten, dass zum Teil sogar mehr dokumentiert wird, einfach weil es so viel unkomplizierter ist.
Vor imitoCam waren die Abläufe deutlich zeitintensiver: Zuerst musste mit einer Digitalkamera ein Foto aufgenommen werden, anschliessend wurden die Dateien manuell am Rechner hochgeladen und dem richtigen Patienten zugeordnet. imitoCam hat diese Prozesse massiv vereinfacht. Vor der Einführung gab es in unserem Betrieb noch keine Smartphones, geschweige denn ein Mobile-Device-Management. imitoCam war die erste klinische App, die wirklich ins Rollout ging.
Auch persönlich bin ich mit der Einführung enorm gewachsen, durch den intensiven Austausch mit den Usern und Abteilungsleitungen, durch die Planung des Rollouts und die Schulungen, die ich geben durfte. Diese Erfahrungen haben mich sowohl fachlich als auch persönlich bereichert.
Schulungen zu geben, hat dir Spass gemacht?
Ja, mit der Zeit. Der Schulungsinhalt wurde immer weiter verfeinert. Ich glaube, die letzten Schulungen sind dann die besten gewesen.
Besonders schön war es, die Begeisterung der User zu spüren. Ich konnte sehen, wie hilfreich imitoCam im Alltag ist, und es war ein tolles Gefühl, wenn jemand sagte: „Ja klar, ich nutze das den ganzen Tag, bei jedem Patienten.“ Zu erleben, dass die App wirklich einen Mehrwert im klinischen Alltag bringt, war für mich unglaublich motivierend.
Ich glaube, darum bin ich auch jetzt hier im imito-Team gelandet: weil es für mich stimmig ist, weil es sinnhaft ist - und weil unsere Arbeit schlussendlich beim Patienten landet, wenn wir die Arbeit von Pflegenden und dem ärztlichen Dienst erleichtern.
Welche konkreten Vorteile von imito kommen beim Patienten an?
Das kann ich nicht genau beurteilen, da ich selbst nicht mehr direkt am Patienten arbeite. Aber wenn die Arbeitsabläufe für die Pflegenden einfacher werden, profitieren die Patienten indirekt.
Gerade bei Wunden ist es oft eine Herausforderung, dass verschiedene Behandler dieselbe Wunde an unterschiedlichen Tagen begutachten. Mit Fotos und idealerweise auch Messungen lassen sich Wunden viel besser vergleichen als nur anhand einer Beschreibung. So können Behandlungen konsistenter durchgeführt werden, zum Vorteil der Patienten.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - einer unserer ersten Slogans, stimmt immer noch, was?
Ja, genau, aber besonders spannend finde ich die Kurvenentwicklung, bei der man grafisch sehen kann, wie eine Wunde kleiner wird. Als ich zum imito-Team stiess, hatte ich gerade jemanden in der Familie mit einer flächigen Wunde, die ich über mehrere Tage mit imitoWound fotografierte und vermessen habe.
Es war total faszinierend, zu sehen, wie sich die Wunde entwickelte. Nur mit blossem Auge ist die Veränderung oft schwer einzuschätzen. Mit Messungen und Fotos werden selbst kleine Fortschritte wahrnehmbar. Für Betroffene ist das ein gutes Gefühl und schafft Vertrauen in den Heilungsprozess, wenn sie die Fortschritte selbst sehen können.
Und mit wem arbeitest du jetzt bei imito am engsten zusammen?
Ich arbeite hauptsächlich mit dem Customer-Success-Team und dem Entwicklerteam zusammen und übernehme dabei als Release-Managerin eine Art Schnittstellenfunktion.
Wenn es passt, versuche ich, meine Erfahrungen von der Kunden- bzw. Anwenderseite einzubringen. Ich finde es unglaublich bereichernd, dass wir im Team Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Ausbildungen haben. Jede*r bringt unterschiedliche Stärken mit, und zusammen entsteht ein grosses Potenzial, das sehr hilfreich ist, um imito weiterzuentwickeln.
Aber was kam vor der IT - womit hast du dein allererstes Geld verdient?
Ich habe als Jugendliche auf einem Früchte- und Gemüsemarkt gearbeitet, ähnlich wie Chrysanth. An den Wochenenden habe ich mir neben der Schule etwas dazuverdient. Dabei hatte ich viel Kundenkontakt und musste unter Zeitdruck Geldbeträge zusammenzählen, ganz ohne Taschenrechner. Diese Erfahrungen haben mir später in vielen Bereichen sehr geholfen.
Nach der Marktarbeit bist du dann erstmal Pflegefachfrau geworden?
Nach Abschluss meiner schulischen Ausbildung habe ich das Studium zur Pflegefachfrau HF begonnen. Warum? Mich haben die Anatomie und Physiologie des Menschen schon immer fasziniert. Auch wenn ich seit mehr als zehn Jahren nicht mehr in diesem Beruf tätig bin, bin ich dankbar, dass ich dieses Wissen mitgenommen habe. Es begleitet mich bis heute in vielen Situationen und ist sehr wertvoll.
Ja, damals noch ohne die imito-Apps. Mit Digitalkameras, die wir auf den Abteilungen erst suchen mussten. Meist teilten sich mehrere Abteilungen ein Gerät.
Für mich ist es sehr hilfreich, dass ich diese Zeit noch erlebt habe. Ich kann mich auch noch an die Zeit ohne KIS (digitale Patientenakten) erinnern: Alles wurde von Hand geschrieben, die Pflegeberichte je nach Arbeitsschicht in unterschiedlichen Farben dokumentiert und die Vitaldaten manuell übertragen.
Was hast du sonst konkret praktisch im Klinikum gemacht?
Ich war im Akutspital tätig und habe dort vielseitige Aufgaben übernommen: von Vitaldatenmessungen, Blutentnahmen, Medikamentenabgabe und Infusionsmanagement bis hin zur Pflegeplanung und Betreuung von Angehörigen.
Im Kern ging es vor allem um die Pflege, Betreuung und Begleitung von Menschen in gesundheitlich herausfordernden Situationen, auch in palliativen Phasen, stets mit Respekt und Würde.
Das ist nicht zu unterschätzen, was das mit einem macht, wenn man mal den Tod erlebt hat?
Ja, ich habe es immer geschätzt, wenn ich Menschen in diesen Phasen begleiten durfte. Es ist nicht selbstverständlich, in den letzten Stunden eines Menschen dabei sein zu können und im besten Fall Unterstützung zu geben und Symptome zu lindern.
Das fordert einen auch im eigenen Umgang mit dem Thema Sterben und Tod. Es war schön und traurig zugleich. Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit. Es kann sich so schnell ändern. Oft werden wir uns dessen erst bewusst, wenn wir selber oder jemand in unserem Umfeld krank wird. Erst in solchen Momenten erkennen wir, wie wertvoll es ist, gesund zu sein.
Zum Abschluss - was machst du derzeit für deine Gesundheit?
Ich gehe oft spazieren, um den Kopf durchzulüften und abzuschalten, das tut mir sehr gut. Es gibt manchmal Tage, da sehe ich mehr Tiere als Menschen. In letzter Zeit habe ich das E-Bike-Fahren wieder entdeckt, und ich mache ab und zu Tai-Chi in einer tollen Gruppe.
Herzlichen Dank, Michaela, dass du auch nach 5 Jahren Zusammenarbeit immer noch hinter dem Sinn und Zweck von imito stehst - und nun sogar die klinische Realität direkt mit ins imito-Team bringst.